Welche Augmented Reality Apps und Dienste gibt es im Bildungsbereich? Ein Überblick.
Aurasma
Aurasma ist eine von Hewlett-Packard entwickelte App, mit der man in wenigen Handgriffen eigene Augmented-Reality-Inhalte erstellen kann. Dazu legt man einfach ein kostenloses Konto an und erstellt angeleitet eine sogenannte Aura. Dies funktioniert mit der entsprechenden App recht gut, komfortabler ist es jedoch am Bildschirm.
Zur Erstellung einer Aura klickt man auf „Neue Aura erstellen“ und wählt im ersten Schritt ein Bild, das als Auslöser („Trigger“) für die Augmented-Reality-Inhalte dienen soll. Dies ähnelt dem Prinzip von QR-Codes, die abgescannt werden und eine bestimmte Aktion auslösen. Hat man den Trigger ausgewählt, entscheidet man, ob das ganze Bild oder nur ein Ausschnitt die Aktion auslösen soll, die man im nächsten Schritt definiert. Schließlich wählt man die Aktion aus, die ausgelöst werden soll. Dabei hat man die Auswahl zwischen Bildern und Videos, die angezeigt werden sollen, sobald der Sucher der Kamera ein Auslöserbild erfasst, oder einem leeren Container. Ein Container bietet die Möglichkeit, durch einen Tapp auf den Bildschirm zum Beispiel eine URL zu öffnen. Eine solche Aktion kann auch über ein Bild oder ein Video gelegt werden. Eine dritte Option ist, einen animierten „Overlay“ zu nutzen. Hier bietet die App bereits ein paar zur Auswahl. Ist die Aura erstellt, muss man sie lediglich noch veröffentlichen, indem man sie speichert.
Um Auras aufzurufen, benutzt man die Aurasma-App auf dem Smartphone. Diese aktiviert die Kamera und sucht nach Auslösern. Findet der Sucher einen solchen Auslöser, blendet er den Overlay ein. Die eigenen Auras funktionieren automatisch, möchte man Auras von anderen Usern anschauen, so muss man ihren zuerst folgen. Dann werden die Auras in ihrem öffentlichen Kanal freigeschaltet und Auslöser ihnen zugeordnet.
Quivervision Education
Das Projekt Quivervision Education steckt noch in den Kinderschuhen, zeigt aber einen netten Ansatz, wie man niederschwellig Augmented Reality einsetzten kann. Die Grundidee ist, dass man eine Zeichnung ausdruckt und selbst anmalt. Dann scannt man mit der Quivervision-App sein individuelles Werk, das auf dem Bildschirm dreidimensional wiedergegeben wird. Konkrete Beispiele sind geometrische Formen und Zellen aus der Biologie. Die so entstandenen 3D-Bilder sind teilweise mit Lerninhalten (zum Beispiel die einzelnen Teile der Zelle) angereichert, sodass es nicht nur um das Ausmalen geht. Noch gibt es nicht viele Beispiele, die so effektiv einsetzbar sind, jedoch gibt es mit Updates kostenfreie Erweiterungen und man kann den Machern der App auch Vorschläge für neue Motive schicken.
Die App gibt es für Android und iOS. Sie kostet 6,49 EUR, es gibt jedoch auch Volumenlizenzen. Die App ist zwar auf Englisch, aber das spricht nicht grundlegend gegen eine Nutzung auch mit jüngeren Schülern. Hier kann man die englischen Wörter mit ihren deutschen Übersetzungen vervollständigen und somit gleich einen fächerübergreifenden Ansatz verfolgen.
FaceRig
FaceRig ist eine Anwendung, die es für iOS, Android und Windows gibt. Ohne die professionellen und sehr teuren Varianten zu berücksichtigen, gibt es die App kostenlos und mit In-App-Käufen von maximal 9,99 EUR pro Stück. Aber auch mit der kostenlosen Basic-Version kann man arbeiten. Möchte man die Windows-Version nutzen, muss man vorher Steam installieren.
Ähnlich wie auch bei den Facebook- und Snapchat-Kameras wird hier das Gesicht gescannt und eine Maske darübergelegt. Die Auswahl reicht von einem Waschbär, über eine Elfe bis hin zu Donald Trump. Möchte man sein Gesicht zeigen und lediglich Accessoires hinzufügen, geht auch dies. Möchte man verhindern, dass oben rechts im Bild das Gesicht der realen Person eingeblendet bleibt, muss man einfach seinen Finger auf dem Auslöser lassen, während man das Video aufnimmt.
Die App ist unabhängig von einem Account in einem Sozialen Netzwerk, womit sie auch auf schulischen Geräten installiert werden kann. Die Filme und Videos können auf dem Gerät lokal abgespeichert werden.
Mirage
Das Projekt Mirage stammt aus Frankreich, das heißt die Apps und die Begleitseite sind nur auf Französisch verfügbar. Allerdings geht es bei vielen Apps um universell auf Fachebene verständliche Inhalte, deren Augmented-Reality-Elemente es wert sind, genauer betrachtet zu werden. Spricht man selbst kein Französisch, kann zum Beispiel eine Französischkollege oder eine Französischkollegin um Hilfe gebeten werden, oder aber Schüler, die Französisch sprechen. Dies erlaubt dann sogar ein fächerübergreifendes Herangehen an die entsprechenden Fächer.
Momentan gibt es in den Naturwissenschaften insgesamt neun Apps aus dem Bereich Chemie, sechs Apps aus der Physik und eine App aus der Mathematik. Außerdem findet man noch zwei AR-Apps aus der Geschichte bzw. der Geografie (was in Frankreich in einem Fächerverbund unterrichtet wird).
Chemie: Geometrie von Molekülen, Funktionelle Gruppen, NMR-Spektrum, Infrarotspektrum, (Z)-(E)-Isomere, Einfache Moleküle, Chemische Gleichungen, Nebenwirkungen von Medikamenten
Physik: Das Universum, Kernkraftwerke, Vielfachmessgerät, Raspberry PI
Mathematik: Geometrie (Polyeder)
Geschichte / Geografie: Gotische/Romanische Architektur, Ein Denkmal verstehen
Außerdem gibt es für Physik noch ein Serious Game namens Colorland, in dem es um die Synthese von Farben geht und eine VR-Anwendung namens „Energie-Achterbahn“. Eine weitere VR-Anwendung zeigt eine gotische Kirche.
Klickt man auf die Apps, öffnet sich eine Seite, auf der ein Video zur App gezeigt wird. Außerdem gibt es Links zum Google PlayStore und dem iTunes Store. Schließlich kann man hier auch die Auslöser als PDF und einen vorgeschlagenen Unterrichtsverlauf herunterladen.
Elements 4D
Elements 4D ist eine weitere Augmented-Reality-App für das Fach Chemie, diesmal aus dem englischsprachigen Raum. Auf der Website kann man Bastelvorlagen für insgesamt sechs Würfel herunterladen, auf deren einzelnen Seiten sechs verschiedene Elemente angegeben sind.
Wenn man die einzelnen Seiten der Würfel mit der dazugehörigen iOS- oder Android-App scannt, wird der Würfel durchsichtig und man bekommt eine Vorstellung davon, wie das Element aussieht. Scannt man zwei Würfel zusammen, dann wird deren Verbindung dargestellt, sowohl bildlich als auch in chemischer Schreibweise.
Neben einer Erklärung, wie das Ganze funktioniert, den Links zu den Apps und den Bastelschablonen für die Würfel findet man zusätzlich auch noch Vorschläge, wie man die App in der Grundschule und in den weiterführenden Schulen einsetzen kann.
Auch hier gilt wieder: Wenn man selbst nicht gut Englisch kann, Kollegen oder Schüler um Hilfe bitten und die Chance für den fächerverbindenden Unterricht nutzen.
Sky Map
Sky Map ist eine kostenlose Augmented-Reality-Anwendung von Google, die, auf den Himmel gerichtet, den nächtlichen Sternenhimmel über dem User erklärt. Der Standort wird per GPS ermittelt, die Blickrichtung über die Sensoren (in dem Fall den Kompass) des Smartphones. Möchte man einen ganz bestimmten Himmelskörper finden, dann kann man gezielt danach suchen und er wir mit einem Pfeil auf dem Display identifiziert.
Star Walk 2
Star Walk 2 funktioniert ähnlich wie Sky Map bzw. Sky View und ist für beide Betriebssysteme verfügbar. Über In-App-Käufe kann man Werbung abschalten, zusätzlich noch 3D-Modelle bestimmter Himmelskörper anschauen und in eine Zeitmaschine steigen, um die Bewegungen am Himmel besser zu verstehen.
Google Expeditions AR
Das Google-Expeditions-AR-Projekt befindet sich momentan in der Entwicklung. Es soll Schülerinnen und Schülern ermöglichen, Dinge zu sehen, über die sie normalerweise nur in Büchern lesen bzw. über zweidimensionale Grafiken lernen können. Dazu gehören unter anderem die DNA, aber auch Tornados, menschliche Organe und dergleichen.
Über die dazugehörige Webseite kann man jetzt schon einen Besuch des Google-Expeditions-Teams an der eigenen Schule beantragen. Dies gilt auch für Deutschland.
Gamar
Gamar ist eine App, die es jedem ermöglicht, geführte Sightseeing-Touren mit multimedialen und interaktiven Inhalten zu gestalten. Sobald man den Trigger (Auslöser) scannt, werden Informationen in Form von Text, Audio, Bild oder Video eingeblendet und auch Quizze, Puzzles oder Selfie-Spots können integriert werden.
Über Preise gibt die Webseite leider keine Auskunft, aber es gibt eine Broschüre zur Nutzung des Dienstes einschließlich Checklisten und Beispiele.
Bisher wurde die App in Großbritannien unter anderem vom British Museum, dem National Maritime Museum und im Cutty Sark Museum in einem (teils spielerischen) Bildungskontext getestet.
Weitere Informationen, Unterrichtsbeispiele…
(Quelle: www.lmz-bw.de)